Neue Serie: Lauschangriff am Amateur-Stammtisch

TT-StammtischUnsere beiden Protagonisten heißen „Noppen-Norbert“ und „Raketen-Rudi“. Sie spielen in der dritten Mannschaft des TTC Bad Falzsuflen und sind dort Woche für Woche dem Wahnsinn der 2. Tischtennis-Kreisklasse ausgesetzt. Nicht selten geht es nach dem Training oder Spiel noch auf ein Bier in die Stammkneipe an der Ecke. Ob es um nervige Gastspieler beim Training, die anstehende Spielversammlung oder um ein wieder mal „unglücklich“ verlorenes Spiel des TTC Bad Falzsuflen geht: In unserer neuen Stammtisch-Reihe wollen wir mit zwei nicht ganz ernst gemeinten Charakter diverse Amateur-Themen mal von einer anderen Seite beleuchten

Noppen-Norbert: Erfahrung schlägt Aerodynamik
Unser erster Hauptdarsteller heißt Noppen-Norbert, ist 56 Jahre jung und spielt im unteren Paarkreuz der dritten Mannschaft des TTC Bad Falzsuflen. Zwar mangelt es seinem Körper aufgrund unübersehbarer Rundungen an Aerodynamik. Das weiß er allerdings durch Abgeklärtheit und Erfahrung wettzumachen. Desöfteren treibt er mit seinen Rückhand-Noppen der Marke „Anno Tobak“ so manchen (Jugend-)Spieler zur Weißglut. Zu allem Überfluss darf das zweiminütige Schuhe-Zubinden vor einem wichtigen Ballwechsel natürlich nicht fehlen. Auch für einen Aufschlag aus der Hand ist er immer wieder gut. Eine Einladung auf ein Bier nach dem Spiel, womöglich samt einer Runde Skat, würde Noppen-Norbert im Leben nicht ausschlagen.

Raketen-Rudi: Die Gazelle mit dünnem Nervenkostüm
Als komplettes Gegenteil darf Raketen-Rudi bezeichnet werden. Der 32-jährige Spitzenspieler der 2. Kreisklasse ist von hagerer Gestalt und am Tisch ein sehr beweglicher, gazellenartiger Typ. Mit fast übertriebenen Hechtsprüngen zaubert er ab und an einen Weltklasse-Ball aus dem Hut – um die drei darauffolgenden Bälle mit allzu großer Hektik drei Meter hinter den Tisch zu setzen. Bei jedem dritten Training muss er wieder einen neuen Belag ausprobieren, weil der letzte zu schnell oder zu langsam war. Dass er im letzten Meisterschaftsspiel einfach schlecht gespielt hat oder sein dünnes Nervenkostüm ihm wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, würde er niemals zugeben. Tipps während des Spiels braucht er auch nicht, er selbst weiß immer alles besser. Mit Kritik an Norbert, gegen den er im direkten Duell schon mal gerne Niederlagen einstecken muss, spart er nicht. Ein Dorn im Auge ist Rudi vor allem Norberts Schläger, denn „Materialspieler können einfach kein Tischtennis spielen“.

Neulich nach einem Trainingsabend in der Bad Falzsuflener Eckkneipe „Zum Köbes“…

Wirt: „Was hätten die Herrschaften denn gerne?“
Raketen-Rudi: „Für mich ein Weizen, bitte.“
Noppen-Norbert: „Ein großes Pils für mich.“
Raketen-Rudi: „Norbert, ich sag dir was. Ich ärger‘ mich schwarz. Heute bin ich wieder kaum zum Spielen gekommen. Da nimmt man sich die Zeit, packt seine sieben Sachen zusammen und dann sitzt man erst mal ’ne geschlagene halbe Stunde auf der Bank, weil aus Hintertupfingen wieder Gastspieler in der Halle sind. In unserer Halle!“
Noppen-Norbert: „Reg dich doch ab. Die kommen doch schon eine ganze Zeit und früher hat’s dich auch nicht gestört!“
Raketen-Rudi: „Das tut es aber jetzt! Wenn ich dann mal spiele, muss ich meistens am hintersten Tisch in der dunkelsten Ecke spielen und bleib’ beim Vorhand-Top-Spin halb in der Sprossen-Wand hängen.“ (Der Wirt serviert die Getränke, Raketen-Rudi trinkt sein Bier in einem weg und bestellt gleich darauf das nächste)
Noppen-Norbert: „Du sollst ja auch nicht so weit ausholen mit deiner Kelle, hab‘ ich dir schon mal gesagt.“
Raketen-Rudi: „Aber du mit deinem Hackbrett spielst bilderbuchreif oder wie? Warum kommt Kalle jetzt eigentlich mittwochs fast regelmäßig zu uns? Da kann er doch in Königsplusterhausen spielen.“
Noppen-Norbert: „Geht ja nicht. Mittwochs muss er doch seit kurzem mit seiner Frau zur Schwangerschafts-Gymnastik…“
Raketen-Rudi: „Tragisch, tragisch…und wer war der Münzmallorca-Vertreter, der da mit denen rumturnte?“
Noppen-Norbert: „Der heißt wohl Fred und ist vor ein paar Wochen über den Weißwurst-Äquator aus Cham in der Oberpfalz nach hier gezogen. Guckt sich noch um, wo er demnächst spielen will.“
Raketen-Rudi: „Schlecht war er ja nicht, wäre für unseren Verein sicherlich ein Gewinn. Mit dem würde ich ein starkes oberes Paarkreuz bilden und du würdest endlich aus der Mannschaft rausfallen.“
Noppen-Norbert: „Mit dir im oberen Paarkreuz? Der hat bis vor Kurzem noch in der Bezirksliga gespielt und würde dich drei mal von der Platte putzen…“
Raketen-Rudi: „Wie auch immer, den Platz zum Trainieren hat er mir heute trotzdem genommen…“
Noppen-Norbert: „Kann schon sein, aber lass doch mitspielen, wer will. Ist doch langweilig, immer nur gegen dieselben zu spielen. So spielt man auch mal gegen andere und muss sich wieder auf neue Gegner einstellen. Außerdem hast du doch ‘n paar Spielchen machen können heute.“
Raketen-Rudi: „Zu wenig für einen Spieler meiner Klasse. Ich weiß, dass Training bei dir auch nichts mehr bringt, wenn ich mir deinen Bierbauch angucke. Aber ich muss in Form bleiben. Noch bis vor ein paar Jahren nannte man mich „die Gazelle“. Das waren noch Zeiten. Die Vorhand-Torpedos flogen den Gegnern nur so um die Ohren.“
Noppen-Norbert: „Jaja früher. Als du noch flüssig warst, hab ich auch Bundesliga gespielt. Zumindest im Geiste…“
Raketen-Rudi: „Ach quatsch. Was ich meine, ist: Früher kamen auch weniger begabte Spieler wie du beim Training häufiger zum Zug.“
Noppen-Norbert: „Danke für deine Anerkennung. Wenn doch mal jemand anders statt dir noch mit auf ein Bier nach hier kommen würde. Da würde ich was drum geben…“

[Quelle: www.mytischtennis.de]